Auf zwei feierlichen Preisverleihungen wurde am 1. und 2. Juni im Rahmen der IFAT die „Beste Aktion zur Abfallvermeidung 2021“ ausgezeichnet. Diese wird alle zwei Jahre nach dem Abschluss der alljährlichen Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) ausgelobt. Sponsor ist in diesem Jahr erstmals der VKU-Förderverein der Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS e.V.

Sie haben aus alter Arbeitskleidung der Stadtreinigung Multifunktionstaschen entworfen, die nun als Spielesammlung zur Pausengestaltung für Grundschulen dienen: Das Team des Berufsfelds Mode der Elisabeth-Knipping-Schule in Kassel (Hessen) hat mit dieser Aktion zur Abfallvermeidung in der Kategorie „Schul- und Berufsschulgruppen“ die Jury überzeugt. Den zweiten Platz belegt die Diesterwegschule in Kamen (Nordrhein-Westfalen) für die dortige Anti-Plastik-Aktion mit Grundschulkindern. Der dritte Preis wird der Grundschule Wörthsee (Bayern) mit dem Thema Upcycling und Abfallvermeidung verliehen.

In der Kategorie „Alle weiteren Akteure“ geht der erste Preis nach Hückeswagen (Nordrhein-Westfalen). Dort wurden alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, eine Woche lang gezielt Abfälle zu vermeiden. Mit der Aktion „Hückeswagen abfallfrei“ wollte die Stadt Erfahrungen sammeln zur Frage, wie anspruchsvoll der Verzicht auf unnötige Verpackungen ist.

Den zweiten Platz haben die Initiatoren des überregionalen Labels „Einmal ohne, bitte“ gewonnen: Ein Sticker mit der Aufschrift „Einmal ohne, bitte“ wird an Geschäfte – z.B. in München und Augsburg – vergeben, die Lebensmittel unverpackt in mitgebrachten Behältnissen verkaufen. So werden alle Beteiligen – Läden, Gastrobetriebe und deren Kundschaft – motiviert, Verpackungsabfall beim Einkauf zu vermeiden.

Der dritte Platz gehört dieses Jahr dem Kreis Viersen (Nordrhein-Westfalen). Beim Mehrweg-Speeddating wurde dort das Thema Mehrweg in der Gastronomie für Speisen und Getränke zum Mitnehmen individuell erfahrbar gemacht und GastronomInnen dafür sensibilisiert.

„Die Bewerbungen der diesjährigen Besten Aktion zur Abfallvermeidung haben mich und die Jury in ihrem Ideenreichtum sehr beeindruckt“, sagte Patrick Hasenkamp, VKU-Vizepräsident und Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster, anlässlich der feierlichen Überreichung der Preise auf der Messe IFAT in München. „Ihre Aktionen sind kreativ, originell und alltagstauglich und werden viele Nachahmer inspirieren. Vielen herzlichen Dank für all die kreativen Einsendungen und den Gewinnern einen herzlichen Glückwunsch! Mit ihren Projekten und Ideen haben Sie sich aus dem Alltagsdenken gelöst und um die Ecke gedacht – und so einen Unterschied in ihrer nächsten Umgebung gemacht, den Sie alle sehen können.

Ich freue mich“, so Hasenkamp weiter, „dass sich immer mehr Menschen Gedanken machen und diese Ideen auch einbringen zur Frage, wie wir Abfallvermeidung, Ressourcenschutz und damit Klimaschutz umsetzen können. Die Europäische Woche der Abfallvermeidung – und die damit zusammenhängende Ausschreibung der Besten Aktion zur Abfallvermeidung – ist daher ein fester Bestandteil von Deutschlands Bestreben, die Abfallmengen im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum zu senken.“

Die Preise wurden feierlich auf derfMesse IFAT in München am 01. und 02.06.2022 verliehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten ein Preisgeld von jeweils 200 bis 1.000 Euro. Seit 2014 wird jedes zweite Jahr der Preis zur besten Aktion zur Abfallvermeidung nach dem Abschluss der alljährlichen Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) in den Kategorien „Schul- und Berufsschulgruppen“ und „Alle weiteren Akteure“ ausgelobt. Die Europäische Woche der Abfallvermeidung (EWAV) bündelt EUweit zahlreiche Aktionen für eine ressourcenschonendere Zukunft und zeigt Alternativen zur Wegwerfgesellschaft auf; sie fand zuletzt vom 20. bis 28. November 2021 unter dem Motto „Wir gemeinsam für weniger Abfall – unsere Gemeinschaft für mehr Nachhaltigkeit!“ statt.

An der Preisverleihung nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter von BMUV, UBA, VKU und vom Förderverein VKU Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS e.V. teil.

Die EWAV ist ein fester Bestandteil von Deutschlands Bestreben, die Abfallmengen im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum zu senken. Sie wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Das Umweltbundesamt (UBA) ist der fachliche Ansprechpartner der EWAV; die Koordinierung erfolgt durch den Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Die finanzielle Förderung des Wettbewerbs „Beste Aktion zur Abfallvermeidung 2021“ erfolgt durch den Förderverein VKU Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS e.V. (FöV). Mehr Informationen zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung 2021 finden Sie hier und zum Förderverein hier.
www.vku.de

 

Creativ-Preis 2022 des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) verliehen an Hamm, Kiel und Duisburg

Was haben die Städte Duisburg, Kiel und Hamm gemeinsam? Die kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe dieser drei Städte sind Gewinner des CreativPreises 2022 der Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit des VKU. Vertreter der Unternehmen haben gestern Abend auf der IFAT 2022, der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, in München auf einer feierlichen Preisverleihung ihre Auszeichnung entgegengenommen. Der Creativ-Preis ist mit jeweils 1.500,– Euro dotiert.

Der Wettbewerb, der alle zwei Jahre unter den Mitgliedern ausgerufen wird, stand im Jahr 2022 unter dem Motto „Umweltkommunikation – neue Kommunikationswege in der Pandemie“.

Dazu VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: „Ich freue mich, dass wir – nachdem die Pandemie erfreulicherweise signifikant am Abklingen ist – mit dem Creativ-Preis das unglaubliche Engagement während dieser Zeit hier vor Ort würdigen. Denn während der Corona-Pandemie haben wir in der kommunalen Familie vieles geleistet, um das Land am Laufen zu halten. Gerade auch die öffentlichen Entsorgungsunternehmen sahen sich vor einer enormen Herausforderung: Es wurde extrem viel bestellt und wegen zeitweise über Monate geschlossener Gastronomie besonders häufig EinwegGeschirr genutzt. Das Verpackungsaufkommen erhöhte sich enorm und auch das Thema Littering rückte im Zuge der Pandemie noch mehr in den Fokus. Saubere Städte und Gemeinden ein wichtiger Faktor für Lebensqualität. Die gewohnt hohe Lebensqualität und eine saubere Umwelt zu gewährleisten, forderte die personellen und finanziellen Ressourcen der kommunalen Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetriebe während der Corona-Pandemie in einem neuen Ausmaß heraus.

Deshalb haben die Bewerbungen für den diesjährigen Creativ-Preis mich und auch die Jurymitglieder sehr beeindruckt, denn sie zeigen einmal mehr die große Bandbreite des Engagements der VKU-Mitglieder – und wie vielfältig auch die kommunalen Entsorger Bürgerinnen und Bürger auch zum Beispiel gegen das unachtsame Wegwerfen sensibilisieren.“

Die Jury bestand aus Experten der Unternehmenskommunikation und der Stadtreinigung von VKU-Mitgliedsunternehmen und hat sich für folgende Projekte entschieden:

Ausgezeichnet werden die Wirtschaftsbetriebe Duisburg mit den „Müllies“: Dies sind fünf ausgesetzte Abfälle, die alle eine eigene Geschichte haben und nun ein neues Zuhause suchen. Bernd Becher, Martha Maske, Kai Kippe, Karla Kaugummi sowie Carola und Pommfred Schranke wurden illustriert und u.a. für ihr Plakatmotiv auf bekannte Duisburger Hintergründe gesetzt oder konnten als Filter über Instagram interaktiv geteilt werden. Zum Start der Kampagne im Frühjahr 2021 waren die Müllies überall in der Stadt zu finden: Auf Großflächenwerbeplakaten, an City-Light-Standorten, auf einzelnen Treppenaufgängen im Hauptbahnhof, oder als Straßentattoos auf Einkaufsstraßen – sie sollten ohne persönlichen Kontakt überall dort zu sehen sein, wo die Abfälle entstehen.

Ausgezeichnet wird auch der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) mit ihrem „Protest der Tonnen – ein stiller Protest wird zum lauten Weckruf“ nach dem Motto: Wenn die Menschen nicht zu den Tonnen kommen, dann müssen die Tonnen zu den Menschen“. Eine starke Signalwirkung erzielten insbesondere die Bildsprache und die Tonnen als „Protagonisten“: Die Aktion, 350 orangefarbene Protesttonnen auf dem Areal der Reventlouwiese abzustellen, ging viral, zudem begleiteten Abfallmonster – 2,5 Kubikmeter große Abfallbehältnisse – die Kampagne wie auch die Plakatkampagne Sherlock Holmes: „Dies ist kein Tatort, Abfälle dürfen beseitigt werden!“

Ausgezeichnet wird ebenso die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt Hamm (ASH). Mit einer digitalen Schnitzeljagd hat die ASH auf die Themen Stadtsauberkeit, Littering und die Auswirkungen von Abfall auf die Umwelt während der Corona-Pandemie reagiert. Dafür wurde der digitale Umweltbildungsparcours entwickelt. Ursprünglich war die App für die Nutzung von Schulen gedacht, wurde dann aber auch auf die Zielgruppe Familien ausgeweitet. Insbesondere die Verbindung der Schnitzeljagd mit Informationen zu Stadtsauberkeit mit dem Medium App wurde als kreativ und originell bewertet.

Allen Teilnehmern herzlichen Dank für ihre inspirierenden Einsendungen und den Preisträgern herzlichen Glückwunsch!
www.vku.de

 

Produktverantwortung 2.0 für Verpackungen in Onlinehandel und To-Go-Konsum

Jeder muss sich registrieren und seiner Produktverantwortung nachkommen: Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes zum 1. Juli 2022 reagiert der Gesetzgeber auf massive Veränderungen im Markt mit Auswirkungen auf die Verpackungen. Vor allem der Onlinehandel und der To-Go-Konsum stehen im Fokus der Neuerungen. Zehntausende von Registrierungen allein aus China zeigen, dass der Abbau der Wettbewerbsverzerrungen durchgestartet ist.

Durch Corona: Onlinehandel und To-Go-Konsum steigen stark an
Die Welt befindet sich maßgeblich im Wandel – das schlägt sich auch im Verpackungskonsum nieder. Insbesondere die Corona-Pandemie hat zu einem sprunghaften Wachstum des Onlinehandels und des To-Go-Konsums geführt. Die Verbraucher nutzen die digitalen Möglichkeiten und kaufen zunehmend online ein. Jedes Jahr werden im deutschen Markt mehr Pakete verschickt – die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung deutlich beschleunigt. So kletterte die Zahl der Sendungen 2020 erstmals über die Marke von vier Milliarden pro Jahr. Diese Steigerung im Sendungsvolumen geht einher mit wachsenden Umsatzzahlen im E-Commerce. Elektronische Marktplätze spielen dabei eine immer größere Rolle.

Eine Trendwende ist nicht zu erwarten – ganz im Gegenteil. Onlinehandel und To-Go-Konsum zeigen einen gesellschaftlichen Wandel an. Gleichzeitig entwickeln sich Verpackungen für die verschiedenen Waren ungünstig weiter. Im Zuge der Plastikdiskussion werden vermeintliche Papierverpackungen entwickelt, die aber aus Sicht des Recyclings wenig sinnvoll sind. Die irreversiblen Änderungen im Verpackungskonsum haben den Gesetzgeber vor neue Herausforderungen gestellt. „Der Markt für Konsumgüter und deren Verpackungen haben sich in den vergangenen Jahren signifikant geändert. Von der Anzahl der Produktverantwortlichen über die Anzahl der verkauften Einheiten bis zum Versand, alles ist gewachsen, die Verpackungen sind aus neuen Materialien. Das bedeutet, dass die Produktverantwortung mitwachsen muss“, sagt Gunda Rachut, Vorstand der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR), auf einer Pressekonferenz der ZSVR.

Mehr Transparenz dank Vollregistrierung
Keine Ausnahmen mehr: Um die Ziele der Abfallhierarchie zu erreichen, benötigt der Markt des Verpackungsrecyclings im ersten Schritt mehr Transparenz, Fairness und Wettbewerbsgleichheit. Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes und der damit verbundenen, erweiterten Registrierungspflicht hat der Gesetzgeber einen guten Teil des Weges bereits geschafft. Jedes Unternehmen, das in Deutschland verpackte Ware in Verkehr bringt, muss sich bis zum 1. Juli 2022 im öffentlichen Verpackungsregister LUCID unter Angabe seiner Verpackungsarten registrieren. Ansonsten darf es die jeweilige Ware nicht mehr vertreiben. Zudem berücksichtigen die neuen Regelungen die zentrale Bedeutung, die der Onlinehandel im Konsumverhalten der Verbraucher hat und auch weiterhin haben wird. „Viele Versandhändler haben bislang ignoriert, dass sie für das Recycling ihrer Verpackungen bezahlen müssen. Mit der neuen Registrierungspflicht erhöht sich der Druck, ihrer Produktverantwortung nachzukommen“, sagt ZSVR-Vorstand Gunda Rachut. Elektronische Marktplätze müssen künftig kontrollieren, ob sich die Onlinehändler, die auf ihren Plattformen ihre Waren verkaufen, an die Pflichten halten. Verstoßen die Händler gegen die gesetzlichen Bestimmungen, dürfen die Marktplätze ihnen das Vertreiben der Waren nicht mehr ermöglichen. Eine ähnliche Regelung gilt für Fulfillment-Dienstleister.

Auch für den To-Go-Bereich gibt es Nachjustierungen: Für die Inverkehrbringer von Pizzakartons, Coffee-ToGo-Bechern, Brötchentüten, Metzgerfolien und allen anderen Verpackungen, die in der Verkaufsstätte vor Ort oder auf Märkten mit Ware befüllt werden (Serviceverpackungen), muss eine Registrierung im Verpackungsregister LUCID vorliegen. Damit hat der Gesetzgeber auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre reagiert und dem Boom der To-Go-Verpackungen Rechnung getragen.

Das Verpackungsgesetz – eine internationale Erfolgsgeschichte
Dass die Unternehmen aus dem Inund Ausland durch diese Neuregelung ihrer Pflichten bewusst werden, demonstrieren die explodierenden Registrierungszahlen im Verpackungsregister LUCID. Jeden Tag kommen derzeit über 3.500 neue Registrierungen aus aller Welt hinzu. Überproportional unter anderem aus dem asiatischen Raum aufgrund der dortigen Onlinehändler, aber auch aus den USA, dem Vereinigten Königreich und allen anderen europäischen Ländern – ein deutlicher Beleg dafür, dass die Regelungen die Wettbewerbsgleichheit nach vorne bringen. „Einmal mehr zeigt sich: Mit dem Verpackungsgesetz und dem damit verbundenen Aufbau des digitalen Verpackungsregisters LUCID hat Deutschland internationale Maßstäbe gesetzt und die Voraussetzungen für Produktverantwortung 2.0 geschaffen“, sagt Gunda Rachut weiter.

Fazit und Ausblick
Mit der Novelle des Verpackungsgesetzes ist der Weg noch nicht zu Ende. Vor allem auf europäischer Ebene sind in nächster Zeit maßgebliche Neuerungen zu erwarten. Die EU entwickelt ihre Verpackungsrichtlinie weiter. Es werden Mehrwegquoten, definierte Standards für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und der Ausbau des Rezyklateinsatzes erwartet. Damit sind Herausforderungen für Industrie und Handel verbunden, die sich unter anderem auch auf neue Berichtspflichten einstellen müssen. Um die Balance zwischen Umweltschutz, fairem Wettbewerb und Effizienz zu erhalten, ist es notwendig, sich die schlanke und digitale Lösung des deutschen Verpackungsregisters zum Vorbild zu nehmen. „Nur mit viel Transparenz und digitaler Technologie kann es gelingen, die Produktverantwortung effizient und wettbewerbsneutral zu erhöhen“, so Gunda Rachut.
www.verpackungsregister.org

 

Studie belegt: Recycling von Verpackungen leistet wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz

IFAT Munich 2022: Initiative „Mülltrennung wirkt“ und das Öko-Institut präsentieren aktuelle Ökobilanz der dualen Systeme
Jährlich 1,95 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente sparen die dualen Systeme durch die Sammlung, Erfassung und Verwertung gebrauchter Verpackungen ein. Gleichzeitig erweist sich das duale System mit rund vier Millionen Tonnen erzeugten Sekundärrohstoffen im Jahr als wichtige Rohstoffquelle für die Wirtschaft. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie „Mülltrennung wirkt – Ökologischer Nutzen und Potenziale durch die korrekte Trennung und das Recycling von Verpackungen“ des Öko-Instituts. Die Untersuchung zeigt den gegenwärtigen Nutzen und künftige Potenziale der dualen Systeme für den Klima- und Umweltschutz. Auf der IFAT Munich 2022 wurde die Ökobilanz heute von der Initiative „Mülltrennung wirkt“ und dem Öko-Institut erstmals vorgestellt.

Mit der Sammlung, Sortierung und Verwertung von Papier/Pappe/Karton (PPK), Glas- und Leichtverpackungen erzeugen die dualen Systeme Sekundärrohstoffe, ersetzen Brennstoffe im Zementwerk und erzeugen durch die Verbrennung des Abfalls Strom und Wärme in Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerken und Müllverbrennungsanlagen. Damit leisten sie einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz: Im Jahr 2020 konnte durch das Recycling von Verpackungen der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen um 1,95 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden; 2019 betrug die Entlastung 1,72 Millionen Tonnen. Mehr noch: Durch Verpackungsrecycling vermeidet das duale System indirekt Emissionen aus der Müllverbrennungsanlage (MVA), da die gebrauchten Verpackungen sonst dort verbrannt würden. Unter Berücksichtigung dieser indirekt vermiedenen Emissionen lag der Klimaschutzbeitrag für das Jahr 2020 sogar bei 2,88 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (2019: 2,63 Millionen Tonnen).

Die aktuelle Studie des Öko-Instituts „Mülltrennung wirkt – Ökologischer Nutzen und Potenziale durch die korrekte Trennung und das Recycling von Verpackungen“ – durchgeführt im Auftrag von „Mülltrennung wirkt“, einer Initiative der dualen Systeme – bestätigt und beziffert die ökologischen Vorteile und Klimaentlastungsbeiträge des Recyclings von Verpackungen gegenüber einer energetischen Verwertung der gesamten Sammelmenge in einer MVA. „Die Überlegenheit des dualen Systems zeigt sich in allen untersuchten Umweltkategorien: Klimaänderung, Versauerung, Eutrophierung, Feinstaubbelastung und fossiler Energieaufwand“, resümiert Günter Dehoust vom Öko-Institut. „Aufgrund der zunehmenden Dekarbonisierung im Strommix werden die Klima- und Umweltschutzbeiträge des Verpackungsrecyclings sogar noch weiter steigen, während die Beiträge der energetischen Verwertung zukünftig massiv sinken werden.“

Klimaschutzpotenziale 2030
Ausgehend von der heutigen Abfallzusammensetzung prognostiziert die Ökobilanz in verschiedenen Szenarien einen Anstieg des Klimaschutzbeitrags der dualen Systeme in den nächsten Jahren. Allein bei unveränderten Rahmenbedingungen werden durch die Verwertung von Verpackungen im Jahr 2030 2,23 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente eingespart. Können die Sammelmengen in den Gelben Tonnen und Säcken optimiert werden, indem Privathaushalte ihre Verpackungsabfälle konsequenter trennen, steigt die Klimaentlastung auf 2,55 Millionen Tonnen; durch die Öffnung des dualen Erfassungssystems für stoffgleiche Nichtverpackungen auf 2,44 Millionen Tonnen. Werden beide (Seite 2/3) Potenziale voll ausgeschöpft, beträgt der Klimaschutzbeitrag im Jahr 2030 2,77 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Stellschrauben für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft
Die für die Studie ermittelten Mengenströme der dualen Systeme verdeutlichen, dass die stoffliche Verwertung von gebrauchten Verpackungen schon heute eine relevante Rohstoffquelle für die deutsche und die europäische Wirtschaft ist: 4,02 Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe wurden 2020 über alle Fraktionen hinweg erzeugt. „Sowohl die Qualität als auch die Menge der von den dualen Systemen zur Verfügung gestellten Rohstoffe nehmen weiter zu“, erklärt Axel Subklew, Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt“. „Das duale System ist damit ein wesentlicher Teil der Strategie, von einer linearen auf eine Kreislaufwirtschaft umzustellen.“

Günter Dehoust bestätigt die Relevanz der werkstofflichen Verwertung: „Die energetische Verwertung von Kunststoffabfällen ist in den vergangenen Jahren bereits zurückgegangen – doch sie muss weiter und soweit wie möglich zugunsten des werkstofflichen Recyclings reduziert werden.“

Durch eine effiziente und zielgerichtete Kreislaufführung gebrauchter Verpackungen können Klima und Umwelt noch mehr entlastet werden. Dafür gilt es nicht nur, die Getrenntsammlung von Haushaltsabfällen weiter zu verbessern, auch die Recyclingfähigkeit von (Kunststoff-)Verpackungen muss optimiert werden. Auf den Ergebnissen des UBA-Forschungsvorhabens zur Evaluation der Wirksamkeit von §21 Verpackungsgesetz basierend, haben die dualen Systeme daher einen Modellvorschlag ausgearbeitet, der effiziente Anreize für das Inverkehrbringen recyclinggerechter und damit ökologischer Verpackungen impliziert. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, die nachhaltige Kreislaufführung von Wertstoffen zu fördern und so das Klima- und Umweltschutzpotenzial weiter zu steigern.

Über die Studie
„Ökobilanz zu den Leistungen der dualen Systeme im Bereich des Verpackungsrecyclings“ ist eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag von „Mülltrennung wirkt“, einer Initiative der dualen Systeme. Die dualen Systeme organisieren die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland. Auf Datenbasis aller neun dualen Systeme, die in den Jahren 2019 und 2020 als Systembetreiber zugelassen waren, wurden deren Umweltleistungen über die Methodik der Ökobilanz quantifiziert. Die Wirkungskategorie Treibhauspotential (GWP) stand dabei im Vordergrund. Das terrestrische Versauerungspotential, das Eutrophierungspotenzial (Süßwasser), der kumulierte Energieaufwand (fossil) sowie das Feinstaubpotential wurden als weitere Kategorien betrachtet. Im Rahmen einer komparativen Ökobilanz wurden die Leistungen der dualen Systeme einem fiktiven Vergleichsszenario, welches die Abfallverwertung ohne die Leistung der dualen Systeme abbildet, gegenübergestellt. Dazu wurde vereinfacht die energetische Verwertung der gesamten Sammelmenge in einer Müllverbrennungsanlage (MVA) bilanziert. Die Ergebnisse wurden hinsichtlich der Erfassung und Behandlung von 1 Mg (Megagramm) Abfall referenziert (funktionelle Einheit). Die Studie wurde gemäß der DIN EN Norm zu Ökobilanzen zusätzlich von einem unabhängigen Reviewpanel geprüft.
www.muelltrennung-wirkt.de

 

„Die Recyclinglüge“ ist ein journalistisches Armutszeugnis

Eine Welt ohne Kunststoff ist eine Illusion. Kunststoffprodukte werden in jedem Lebensbereich benötigt, ob Verpackungen oder Computer. In der Medizin, in Industrie oder Handwerk.

Da jedes Produkt, früher oder später, nicht mehr benutzt werden kann, wäre es fahrlässig und dumm, auf das Recycling von Kunststoffen zu verzichten. Das erklärt der bvse-Fachverband Kunststoffrecycling in seiner Reaktion auf die ARD-Dokumentation „Die Recyclinglüge“.

„Keine Frage, von einer Kreislaufwirtschaft sind wir im Kunststoffbereich noch ein gutes Stück entfernt. Keine Frage, wir könnten schon viel weiter sein. Auch wir kritisieren, dass es immer noch Unternehmen und Verbände gibt, die mehr auf Greenwashing setzen, als sich für gute Recyclinglösungen einzusetzen. Sie richten damit einen enormen Schaden an.

Richtig ist aber auch, dass wir in Deutschland große Fortschritte gemacht haben und wir inzwischen auf einem erfolgversprechenden Weg sind. Richtig ist auch, dass sich inzwischen auch die Europäische Union mit dem Green Deal auf den Weg gemacht hat.

Das der Fernsehbeitrag „Die Recyclinglüge“ es nicht schafft, diese positiven und messbaren Erfolge auch nur zu erwähnen, ist ein journalistisches Armutszeugnis. Recycling ist alternativlos und die Transformation von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft ist möglich und sinnvoll.

Hersteller, Handel, die Recyclingbranche und auch die Politik sind hier gefordert, aber auch die Bürgerinnen und Bürger. Das ist nicht einfach! Es ist sogar beschwerlich und anstrengend. Es wäre aber falsch aufzugeben. Es lohnt sich, diesen Weg zu gehen!“
www.bvse.de

 

📁 Als PDF öffnen